Die sogenannten Ewigkeitschemikalien, sind weit verbreitet, langlebig, potenziell giftig und wurden in der Breite noch gar nicht untersucht. So könnte man PFAS oder auch Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen ganz knapp beschreiben. Eine Recherche von NDR, WDR und SZ zeigt, dass das Jahrhundertgift PFAS an mehr als 1.500 Orten in Deutschland nachweisbar ist. Das Problem mit den industriell produzierten Chemikalien ist somit größer als bisher bekannt. PFAS ist ein Gift, das man weder riechen, noch schmecken oder sehen kann. Es steht unter Verdacht, Krebs zu verursachen, unfruchtbar zu machen und das Immunsystem zu schwächen. Einmal in der Umwelt, bleibt es für sehr lange Zeit. PFAS, auch bekannt als per- und polyfluorierte Chemikalien, sind eine Gruppe von mehr als 10.000 künstlich hergestellten Stoffen.
PFAS – eine Ewigkeitschemikalie
PFAS sind wasser-, fett- und schmutzabweisend und werden fast überall eingesetzt: in Regenjacken und Pfannen, aber auch in Kettenfett, Zahnseide, Burgerpapier, Kosmetik oder Skiwachs. Die Stoffe kommen in der Natur nicht vor und können weder durch Wasser noch durch Licht oder Bakterien zeitnah abgebaut werden. Je mehr PFAS produziert werden und in die Umwelt gelangen, desto mehr reichern sie sich an und könnten Tiere und Menschen krank machen.
Bisher wurde in der Öffentlichkeit vor allem über einige wenige PFAS-Hotspots diskutiert, wie beispielsweise Felder in Rastatt in Baden-Württemberg, auf denen mutmaßlich belasteter Papierschlamm verteilt wurde, oder über den Düsseldorfer Flughafen, wo bei einem Großbrand PFAS-haltiger Löschschaum in Boden und Grundwasser gelangte.
Allein in Deutschland mehr als 1.500 Orte kontaminiert
Es wurden nun erstmals in Deutschland mehr als 1.500 Orte mit PFAS-Kontamination gefunden, darunter mehr als 300 Hotspots. NDR, WDR und SZ haben gemeinsam mit 15 europäischen Partnermedien im „Forever Pollution Project“ in ganz Europa mehr als 17.000 Orte mit relevanten PFAS-Verschmutzungen identifiziert, darunter gut 2.000 Hotspots mit erheblichen Gefahren für die menschliche Gesundheit.
Bisher noch keine Grenzwerte: Beseitigung kostet Milliarden
Vor gut zwei Wochen haben fünf europäische Staaten, darunter Deutschland, vorgeschlagen, die gefährlichen Stoffe nach einer Übergangsfrist weitgehend zu verbieten. Die deutsche Umweltministerin Steffi Lemke fordert in einem Interview mit dem ARD-Politikmagazin Panorama eine grundlegende Überprüfung der gesamten PFAS-Gruppe und ein Verbot der gefährlichen Stoffe, da wir uns nicht leisten könnten, sie in diesem Ausmaß weiter in die Umwelt zu entlassen, mit teilweise unbekannten Folgen, aber der Gewissheit, dass sie uns Jahrzehnte oder Jahrhunderte begleiten werden.
Die Kosten für eine Sanierung dieser flächendeckenden Verseuchung sind enorm. Eine Studie des Nordischen Ministerrates schätzt die Kosten allein für Europa auf ca. 16 Milliarden Euro. Die jährlichen Kosten für die Behandlung der gesundheitlichen Folgen in Europa liegen der Studie zufolge sogar noch höher.
Bisher haben die Behörden in Deutschland bei nur sehr wenigen der Schadensfälle mit einer Sanierung begonnen. Laut einer Aussage der Bundesregierung im Jahr 2020 waren bei weniger als einem Prozent der Verdachtsfälle von PFAS-Verunreinigungen Sanierungsmaßnahmen abgeschlossen. Bundesumweltministerin Lemke bezeichnet die Größe des Schadens als erschreckend und betont, dass eine Sanierung bei PFAS fast unmöglich sei. Deshalb sei es dringend notwendig, den Einsatz von PFAS einzuschränken.
Bevölkerung Vor-Ort von Behörden nicht informiert
In vielen Fällen scheint es so, als ob die Behörden nicht einmal die betroffene Bevölkerung vor Ort informiert haben. Im Hamburger Altlastenkataster sind etwa 50 mit PFAS kontaminierte Flächen erfasst, aber bisher wurde anscheinend kein einziger Anwohner darüber informiert. Auf Anfrage erklärte die Stadt, dass es bisher keine relevante Gefährdung oder direkte Betroffenheit von Bürgern durch PFAS-Verunreinigungen gegeben habe, die eine Informationspflicht ausgelöst hätten.
Auch im Saarland werden die Bewohner nur informiert, wenn sie „unmittelbar betroffen oder gefährdet“ sind. In Sachsen sollen in diesem Jahr bis zu 56 Flächen auf PFAS untersucht werden, aber die Landesregierung hat bisher noch keine aktive Information der Bevölkerung durchgeführt.
Gefahrenpotential seit langem bekannt
Bereits in den 1960er-Jahren wusste der größte Hersteller von PFAS-Chemikalien, DuPont, dass diese potenziell giftig sein könnten. Damals wurden bei Tierversuchen an Ratten und Hasen vergrößerte Lebern festgestellt. Einige Jahre später zeigten Tests, dass sich die Stoffe im Blut der Mitarbeiter anreicherten.
Mehrere PFAS-Substanzen stehen schon seit längerer Zeit im Verdacht, Krebs zu verursachen, Unfruchtbarkeit zu begünstigen, bei Kindern zu Fettleibigkeit und Immunschwächen beizutragen (u.a. Beeinflussung von Schilddrüsenhormonen). Trotzdem gibt es in Deutschland bis heute keine systematischen Vorgaben zur Begrenzung des Gebrauchs und der Entsorgung von PFAS.
Einige der PFAS-Stoffe sind bereits aufgrund ihrer Gefährlichkeit weitgehend verboten. Die Europäische Umweltagentur (EEA) berichtet, dass von den wenigen PFAS, die ausreichend untersucht wurden, die meisten als mittel- bis hochtoxisch eingestuft werden, insbesondere in Bezug auf die Entwicklung von Kindern.
Siehe auch: Medikamentenrückstände im Trinkwasser & Studienergebnisse
PFAS selbst in Tibet und Antarktis nachweisbar
Inzwischen sind PFAS nahezu überall in der Umwelt zu finden. Im vergangenen Sommer zeigte eine umfassende Studie, dass selbst im Regenwasser oft deutlich erhöhte Mengen an PFAS enthalten sind. Die Substanzen sind so mobil, dass sie selbst in Tibet oder der Antarktis über Regenwasser vorkommen. Andere Messungen, wie Grundwassertests entlang des Rheins, zeigen noch viel höhere Werte als im Regenwasser. Experten bezeichnen es als „chemische Suppe“.
Vor etwa zwei Wochen stellte die zuständige EU-Behörde ECHA einen Vorschlag von fünf Ländern vor, die gesamte Gruppe der PFAS weitgehend zu verbieten. Derzeit sind nur zwei Stoffe der Gruppe, PFOS und PFOA, verboten. Die über 10.000 Stoffe dürfen – mit einer Übergangsfrist von wenigen Jahren – nicht mehr verwendet werden. Eine Entscheidung über das Verbot von PFAS soll voraussichtlich im Jahr 2025 fallen.
PFAS-Entfernung durch Umkehrosmose
Das Umkehrosmoseverfahren unserer Osmoseanlagen ist eine besonders effektive Technologie zur Entfernung von PFAS. Es ist in der Lage, mehr als 90 % der PFAS aus dem Trinkwasser zu entfernen, darunter sowohl langkettige als auch kurzkettige PFAS. Die Permeatkonzentrationen von sechs gängigen PFAS (einschließlich PFOA, PFOS und kurzkettiger Perfluorbutansulfonsäure PFBS) können bis auf den niedrigsten nachweisbaren Wert von 2 ppt gesenkt werden.